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Der Musikbogen

Der Musikbogen ist ein Naturtoninstrument, d.h. seine Töne finden sich in der Naturtonreihe. Der Grundton klingt als Bordun immer mit (Zweiklang). Das Instrument besteht aus einem bogenförmigen Stück Holz, das mit einer oder mehreren Saiten bespannt wird. Zum Musizieren werden die Saiten gezupft, leicht mit einem Stöckchen angeschlagen, geschrappt, gestrichen oder durch Luft erregt. Wie bei den meisten Chordophonen (Klangerzeuger mit gespannter Saite), so auch beim Musikbogen werden Resonatoren zur Klangverstärkung, Tonfilterung und Modulation gebraucht. So kann man die Musikbogen nach Art des Resonators unterteilen:

- Mundbogen
- Erd- oder Grundbogen, Moskitotrommel
- Flaschenkürbisbogen, Resonatorbogen (mit Kürbisschalen oder geeignete Gefässe)

 

Geschichte des Musikbogens

Der Musikbogen blickt auf eine lange Geschichte zurück. Auf einer altsteinzeitlichen Höhlenmalerei von Trois Frères (Frankreich) sieht man einen Mundbogenspieler.

Der Musikbogen wird bis heute in Afrika, Asien und den beiden Amerika gespielt.

Es gibt sehr viele Unterarten der Bauweise und der Spielweise. Musikbogen haben wie andere Chordophone einen weicheren, sanfteren Klang als andere Instrumente.

Aus dem Musikbogen haben sich die die anderen Chordophone wie Harfen, Leiern, Lauten und Zithern entwickelt.

 

Der Mundbogen, Musik auf einer Waffe

Dieser Musikbogen ähnelt dem Jagdbogen, ist aber komplizierter gebaut. Man kann sich fragen, was zuerst war, der Musikbogen oder der Jagdbogen, das Musikinstrument oder die Waffe.

Es gibt viele Arten von Mundbogen. Bei allen diesen Instrumenten wirkt der Mund als Resonator (Klangverstärker, Filter, Modulator). Der menschliche Körper ist also Resonator, also ein grundlegender Teil des Instrumentes und schwingt beim Spielen stark mit. Oft wird durch die Verformung der Mundhöhle (Lippen, Wangen, Zunge, Gaumen, Kiefer) die Tonhöhe verändert. So werden die Töne der Naturtonreihe (Partialtöne, Obertöne, Harmonischen) gespielt. Für westliche Musiker sind besonders die Naturtöne 7, 11 und 13 schwierig zu finden! Zusätzlich kann der Grundton der Tonreihe verändert werden, indem die Saite mit einem Stöckchen abgegriffen wird oder der Bogen mehr oder weniger gespannt wird. Die Saite wird meist mit einem feinen Stöckchen leicht angeschlagen und so zum Schwingen und Klingen gebracht. (anzupfen mit Finger oder Plektrum, anstreichen mit Bogen, anblasen, anschrappen ist auch üblich).

 

Der Mundbogen, weich und sanft

Der Mundbogen ist ein leises Instrument, er hat kaum Fernwirkung, tönt weich und sanft. Er klingt hauptsächlich in den Musiker hinein, hat somit meist eine andere Funktion als andere Instrumente. Das Spielen von Melodien in der Naturtonreihe ist sehr reizvoll. Oft wird der Bogen gespielt als eigene Unterhaltung und um das Wohlbefinden des Spielers zu verbessern. Oft singt der Musiker gleichzeitig zum Bogenspiel.

 

Mundbogen mit flacher Saite

Der Mundbogen, der hauptsächlich in Zentralafrika gespielt wird, hat eine flache, bandförmige Saite aus sehr zugfesten Pflanzenrinden, Pflanzenfasern (Rattanart?, Lianen, Palmfasern usw.). Die Saite wird zwischen die leicht geöffneten Lippen gehalten und mit einem Schlagstöckchen zum Schwingen gebracht. Der Mundraum wirkt als Verstärker, als Filter und Modulator, indem Lippen, Backen, Kiefer, Gaumen und Zunge bewegt werden (wie bei der Maultrommel). Es erklingen der Grundton und mit den Naturtönen wird die Melodie gespielt, also ein Zweiklang mit dem Grundton als Bordun. Mit einem zweiten Stöckchen wird oft die Saitenlänge verändert (wie Flageolettspiel bei der Violine).So entsteht ein neuer Grundton, ein Wechselbordun (und neue Naturtöne). Der Bau und die Spieltechnik dieser Bogenart ist viel schwieriger, als mit Bogen mit runder Saite. Der Bogen ist kaum stimmbar.

 

Mundbogen mit runder Saite

Hauptsächlich in Amerika (Appalachian Mouthbow), aber auch in Teilen Afrikas (Südafrika) werden Bogen mit runder Saite gespielt. Hier wird das Ende der Bogenstange and die Lippen gehalten, nicht die Saite. Die Schwingung des Bogens wird in der Mundhöhle verstärkt und gefiltert. Die Saiten sind heute oft Gitarrensaiten aus Stahl (hohe E), können aber auch umspunnen sein, es lohnt sich, mit verschiedenen Saiten zu experimentieren. Früher brauchte man Rosshaare, Flachs und Leinenfasern, Darm, Sehnen usw.

Diese Bogenart wird meist mit Finger oder mit Plektrum gezupft, aber auch geblasen, gestrichen oder geschrappt. Der Bau ist recht einfach. Meist wird ein Simmwirbel für die Saite eingebaut, so ist das Aufziehen und stimmen einfach. So kann man auch mit anderen Musikern zusammenspielen.

 

Der Mundbogen in verschiedenen Kulturen, Beispiele

Ein Schamane der jüngeren Altsteinzeit spielt den Mundbogen. Für was?

In Südafrika spielen junge Frauen auf der umrhubhe, wenn sie auf der Reise sind und wenn sie die Fraueninitiationsschule besuchen. Das berimbao wird nach dem Nachtessen als Abendunterhaltung gespielt. Der Klang der Musik und die Geschichten die dazu gehören, verbreiten Freude und eine gute Stimmung. Tanz, Gesang und Geschichten verschmelzen durch die Musik.

Die Maidu-Indianer Kaliforniens spielen ihn um mit den Geistern in Verbindung zu treten.

Mädchen im Oberen Tekim Tal, Neuguinea spielen zur eigenen Unterhaltung:

Die Buschmänner der Kalahari spielen ihn sowohl zum Vergnügen als auch im Zusammenhang mit ihrem Regenzauber.

Die Kamba von Kenia rufen durch seinen Klang religiöse Trance hervor.

In der griechischen Mythologie wird der Mundbogen dem Gott Apollo zugeordnet.

In zahlreichen Ethnien in Zentralafrika gilt der Mundbogen im Initiationsdenken als Urtyp der Tonerzeugung. Die Symbolik sieht in der gespannten Saite das Band, das den Himmel mit der Erde verbindet.

Verschiedene Namen der Mundbogen:

umqunge
umrhubhe
uhradi, berimbao
mugongo

lusuba
kadad

mbela, ngangangongo
lukungu
ekidongo
munahi
tiepore
jejolava
berimbao
appalachian mouthbow
umakweyana

Pongo
Südafrika
Südafrika
Zentralgabun
Topoke in Zaire (nur Frauen)
Luba ( nur junge Frauen und Mädchen)
Lundagebiet
Fang in Gabun (Priester)
Ngbaka (alte Männer)
Sungu, Süden von Zaire
Nyambo, Uganda
Ruanda (Resonatorbogen)
Dahomey (Resonatorbogen)
Madagaskar (Resonatorbogen)
???
Nordamerika
Südafrika (Zulumädchen)

 

Quellenangabe für Texte und Bilder, Links

Reck, David, Musik der Welt, Rogner und Bernhard, bei Zweitausendundeins

Bebey, Francis, Afrikan Music, Lawrance Hill Book

CD Madosini, M.E.L.T. 2000, BW 108

Gansemann J., Musikgeschichte in Bildern, Zentralafrika, VEB Leipzig

www.geocities.com/sunsetstrip/venue/3698/bow.html

www.musikkeller.de/anleitungen/mundbogen.html

www.weltmusik.de/iwalewa/mag/9702/instr5.htm

www.mh-koeln.de/klangkunst/index.htm

 

Mit herzlichen Grüssen,

Res Margot

4.04.03


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